Chancen des demografischen Wandels im Bundesland Bremen
Der PARITÄTISCHE Bremen beschreibt Anforderungen an Politik und Mitgliedsorganisationen
Die Bevölkerungsstruktur in Deutschland und auch in Bremen wird sich in den kommenden Jahren erheblich wandeln. Welche Bevölkerungsprognosen gibt es für Bremen und Bremerhaven? Mit welchen Maßnahmen muss man auf künftige Veränderungen reagieren? Antworten darauf will eine vom Verbandsrat des PARITÄTISCHEN erarbeitete und am 30.10.2007 vorgestellte Broschüre geben. „Für unsere Mitgliedsorganisationen ist es sehr wichtig, demografische Entwicklungen zu analysieren und ihre Angebote entsprechend den zukünftigen Anforderungen weiterzuentwickeln“, sagt Verbandsratsvorsitzender Gerd Wenzel. Und: „Auch in sozialen Organisationen werden die Mitarbeiter immer älter. Das macht es zum Beispiel notwendig, aktive Gesundheitsvorsorge zu betreiben.“
Das Land Bremen hatte 2005 rund 664.000 Einwohner, davon 547.000 in Bremen und 117.000 in Bremerhaven. Bis 2020 bleibt die Bevölkerungszahl in der Stadt Bremen stabil, in Bremerhaven wird sie erheblich, um rund 12%, zurückgehen. Entgegen vielfach geäußerter Vermutungen wird die Zahl der Kinder unter 6 Jahren in der Stadt Bremen eher noch steigen. „Das bedeutet, dass man die Angebote der Tagesbetreuung gerade für kleine Kinder noch viel energischer als bisher ausbauen muss. Und man wird Angebotsverbesserungen wie etwa den flächendeckenden Einsatz von Zweitkräften nicht durch Einsparungen mit Hilfe von Gruppenschließungen finanzieren können. Es sind also zusätzliche Mittel notwendig“, so Wenzel. Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser zu gewährleisten, soll den Eltern zudem ein Ganztags-Betreuungsplatz für ihre Kinder garantiert werden.
Gravierender werden sich die Zahlen am anderen Ende der Alterspyramide verändern. Im Land Bremen wird es bis 2020 sehr viel mehr Menschen geben, die 80 Jahre und älter sind, in der Stadt Bremen wächst diese Bevölkerungsgruppe um fast 50%, in Bremerhaven um 28%. „Wir werden mehr ambulante Pflege- und Betreuungsangebote für ältere Menschen, vor allem für Menschen mit Demenz, benötigen“, sagt Wenzel.
Bis zum Jahr 2050 soll – so die Prognosen - bundesweit die Zahl der Erwerbsfähigen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren um 37% zurückgehen. Dennoch wird es auch künftig einen hohen Anteil von langzeitarbeitslosen Menschen geben. Gesucht werden nämlich vor allem Fachkräfte. Langzeitarbeitslosen Menschen fehlen aber häufig Qualifikationen. Sie haben auch zukünftig keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt und bleiben deshalb mit dem Problem der Armut konfrontiert. Für diese Menschen muss man nach Auffassung des PARITÄTISCHEN langfristige Perspektiven jenseits des ersten Arbeitsmarktes schaffen. „Wir fordern eine existenzsichernde Grundsicherung mit Anreizen zum freiwilligen Engagement und zur Qualifizierung“, so Wenzel.
Die Broschüre enthält nicht nur Prognosen und Maßnahmenvorschläge für alle Bevölkerungsgruppen. Sie beschreibt auch Folgen der demografischen Entwicklung für behinderte Menschen. In den kommenden Monaten wird der PARITÄTISCHE die Broschüre gemeinsam mit Mitgliedsorganisationen und Politikern diskutieren. „Wir müssen heute über den demografischen Wandel informieren und diskutieren, damit wir morgen Lösungen haben - für die Menschen, die wir betreuen und für unseren sozialen Betriebe“, sagt Gerd Wenzel.
Broschüre zum Download